Kreatives Stangentraining für Faule April 17, 2020
Stangentraining ist eine tolle Abwechslung für Pferd und Reiter und hat viele wunderbare Eigenschaften. Es schult alle Komponenten der koordinativen Fähigkeiten bei Pferd und Mensch und macht noch dazu einfach Spaß. Der Haken an der Sache: Das viele Schleppen der Stangen frisst Zeit und ist anstrengend. Deshalb habe ich dir heute mal 8 Ideen für ein kreatives Stangentraining zusammengestellt, für die du nur 6 Stangen brauchst, die du nicht einmal umlegen musst. Spoiler: Für manche der Ideen brauchst du sogar weniger ;-).
Ich habe dir alle Übungen als Vektorgrafik mit Originalmaßen erstellt. Das bedeutet, dass das Viereck einem 20x40m Dressurviereck entspricht und die Stangen 3m Länge. Ich persönlich finde es immer nervig, wenn in Abbildungen der Stangenwald so hübsch sortiert aussieht, aber die Maße dann in der Halle überhaupt nicht passen und ich erst überlegen muss, wie ich es verändern kann. Lege die Stangen etwas weiter als einen rechten Winkel zueinander, dann sollte es mit Großpferden und Ponys gut passen.
Bevor du nun ganz motiviert loslegst, noch ein Hinweis: Achte bitte gut auf dein Pferd. Das Stangentraining ist nicht nur physisch sondern auch mental sehr fordernd, deshalb lege bitte immer wieder Pausen ein und hör auf, wenn es am Schönsten ist. So erhälst du den Spaß und die Motivation auch bei deinem Pferd!

Übung 1: Über die Spitze
Diese Übung ist noch relativ einfach – mit großen gebogenen Linien eignet sie sich auch gut als Einstieg in dein Stangentraining oder für die Lösungsphase.
Wichtig ist hierbei, dass du die Spitze genau anreitest und dein Pferd vorm Überreiten der Stangen gerade machst. Achte auch darauf, einen gleichmäßigen Takt zu halten – vor, über und hinter der Stange.
Wenn das gut gelingt, kann es direkt weitergehen mit Übung 2.

Übung 2: Lange Wege
Diese Übung lässt sich gut in allen drei Gangarten reiten und eignet sich daher auch gut, um in der Lösungsphase den ersten Galopp mit dazu zu nehmen. Durch die langen Wege hast du etwas mehr Zeit, um dich auf die nächste Stange vorzubereiten und deine Linie auch ein wenig zu variieren.
So kannst du beispielsweise ausprobieren, was passiert, wenn du jeweils vor den Stangen tief in die Ecken reitest oder diese abrundest – hast du ein anderes Gefühl über der Stange? Bleibt dein Pferd nach der ersten Stange besser oder schlechter an deinen Hilfen?
Auch Übergänge lassen sich bei dieser Linie schön einfügen. Anbieten würden sie sich beispielsweise kurz vor E, da du hier dein Pferd umstellen musst und automatisch etwas mehr mit dem inneren Schenkel zum Treiben kommst.

Übung 3: Die dicke Acht
Die Wege werden nun etwas kürzer und die Wendungen damit etwas enger. Das bedeutet für dich, dss du dein Pferd vermehrt an die Hilfen stellen musst, um die Wendung gut reiten zu können.
Hier wird der Drehsitz wichtig, auf den ich in einem anderen Post noch näher eingehen werde. Wichtig ist, dass deine Schulter und Hüfte denen des Pferdes folgen, was bedeutet, dass deine innere Hüfte in der Wendung zurück (!) kommt. Viele machen den Fehler, dass die innere Hüfte in der Wendung vorgeschoben wird, was das Pferd in der Wendung blockiert – du wendest dann gegen dein Pferd, nicht mit deinem Pferd.
Versuche diese Übung im Schritt zu reiten und dabei auf einen korrekten Drehsitz zu achten. Hast du das Gefühl verinnerlicht, so reite die dicke Acht gerne auch im Trab.

Übung 4: Die goldene Mitte
Bei dieser Übung musst du nun wieder zwei Stangen überwinden, trotzdem ist die korrekte Ausführung kniffelig. Bei dieser Übung möchtest du genau die Mitte der Stangen treffen – hier ist es ganz praktisch, wenn deine Stangen in der Mitte einen farbigen Block haben, sodass du die Mitte gut erkennen kannst. Versuche nach A tief in die Ecke zu reiten und dann frühzeitig über die Stange hinweg zu E zu gucken, damit du dein Pferd gerade vor dich bekommst. Außerdem musst du dein Pferd vor E umstellen und dann bei E wieder gerade über die zweite Stange reiten – eine schöne Übung, um die diagonale Hilfengebung zu schulen. Zwischen M und C möchtest du wieder tief in die Ecke reiten – gucke schon vor der Ecke zu C (Drehsitz) und treibe dein Pferd mit dem inneren Schenkel in die Ecke hinein, mit dem äußeren, verwahrenden Schenkel und dem äußeren Zügel hälst du dein Pferd stabil, sodass es dir nicht über die Schulter oder mit der Hinterhand ausbricht.
Extratipp: Stelle dir ein Hütchen etwa 2m von E entfernt auf den 2. Hufschlag. So hast du eine optische Orientierung und kannst dein Pferd um das Hütchen herum wenden.

Übung 5: Stangentraining zugespitzt
Hui, jetzt wird es schon kniffeliger! Als Vorbereitung für diese Übung solltest du dein Pferd schon recht gut an den Hilfen haben, da du ziemlich enge Wendungen reiten musst. Übergänge, Schenkelweichen und ein gutes Ausreien der Ecken können dir im Vorfeld helfen, dein Pferd besser an die Hilfen zu stellen.
Bei der dritten Übung willst du wieder die Spitzen treffen. Achte darauf, die Übung zuerst im Schritt zu reiten und dann mit dem Trab den Schwierigkeitsgrad zu steigern, damit dein Pferd gut vorbereitet ist.
Extratipp: Fortgeschrittene Reiter können die Wendungen auch im Schultervor reiten. Der Wechsel aus Schultervor und und der geraden Linie mit dem Stangen-V schult die Präzision der Hilfengebung enorm.

Übung 6: Geradeaus führt auch ein Weg
Sieht doch ganz einfach aus, oder? Im Trab geradeaus? Oh aber diese Übung hat es in sich! Die Strecke, die du über den Stangen überwinden musst, ist knapp 20m lang und darüber möchtest du dein Pferd gerade (sonst passen die Abstände nicht mehr und dein Pferd kommt aus dem Takt!) und im Gleichgewicht halten. Deshalb hier ein paar Tipps:
- Halte deinen Takt! Finde bereits vorher einen guten Rythmus für dein Pferd und versuche, diesen vor, über und nach den Stangen zu halten. Wechselst du kurz vor den Stangen dein Tempo, verliert dein Pferd seinen Takt und kommt schneller ins Straucheln.
- Wenn du dir unsicher bist, nimm zuerst die hinteren zwei Stangen weg. So wird die Übung kürzer und etwas einfacher.
- Versuche es zuerst im leichten Sitz, dann kannst du dein Pferd leichter begleiten und störst es weniger, falls es doch einmal kurz den Takt verliert.

Übung 7: Stangentraining für Fortgeschrittene I
Du siehst schon an der Linie, dass es jetzt deutlich schwieriger wird – mehr Stangen, engere Wendungen, öfteres Umstellen.
Du kannst diese Übung – wie alle anderen auch – etwas vereinfachen, wenn du die Linien etwas größer reitest. Die Übung wird umso schwerer, je enger du die Wendungen reitest und je höher das Tempo ist. Achte aber statt auf ein höheres Tempo lieber darauf, die Linie sauber, das heißt gleichmäßig zu reiten.
Auch hier gilt: Takt, Takt, Takt!

Übung 8: Stangentraining für Fortgeschrittene II
Hui, jetzt geht es ans Eingemachte! Die Volten haben in etwa einen Durchmesser von 8m und sind bewusst nicht ganz kreisrund, da du ja vor und nach der Stange dein Pferd kurz geradeaus reiten musst.
Diese Übung schult deine diagonale Hilfengebung und deinen Drehsitz enorm. Fortgeschrittene Reiter können in den Volten wieder das Schultervor dazunehmen oder auch Übergänge reiten. Aber auch wenn du noch kein Stangenprofi bist, kannst du diese Übung schön im Schritt reiten. Achte darauf, ab der Hälfte der Volte schon zu der nächsten Stange zu gucken. So wird es dir sicher einfacher fallen.
Ich wünsche dir viel Spaß beim Ausprobieren und freue mich auf deine Erfahrungen in den Kommentaren. Wenn du Fragen dazu hast, kannst du mir auch gerne hier eine Nachricht schreiben.
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